JOSH SELLHORN - Bilder von der Beerdigung 

 

Berlin/dpa.

Er war ein Pionier der Popularisierung des Jazz in der DDR, Werner «Josh» Sellhorn gehörte seit den sechziger Jahren zu den bekanntesten Konzert-Organisatoren in Ostdeutschland. Am Sonntag, dem 17.Mai 2009 ist der Musikwissenschaftler im Alter von 78 Jahren in Berlin gestorben. Sehr früh hatte sich Sellhorn gegen die SED-Parteilinie gestellt, die Jazz vor allem als Ausdruck der amerikanischen Kultur ablehnte. Sellhorn, für den Jazz Musik der Unterdrückten war, beteiligte sich an der Gründung zahlreicher Jazzclubs. Später arbeitete er als Dozent sowie als Lektor. Zuerst beim Eulenspiegel Verlag, dann beim Verlag Volk & Welt. 1963 gründete Sellhorn im Auftrag dieses Verlags, dessen Werbeleiter er war, die Reihen «Jazz & Lyrik» und «Lyrik-Jazz-Prosa». Legendär die Textauswahl, vorgetragen von Eberhard Esche und Manfred Krug ("Die Kuh im Propeller", "Der Hase im Rausch"), die Musik der "Jazz Optimisten", der in Osten ungewöhnlich coole Jazz-gesang von Manfred Krug und Ruth Hohmann...

Als Kommunist wollte er den Sozialismus in der DDR unterstützen, hatte aber ständig Schwierigkeiten mit dem real existierenden. Durch Berufsverbot (als Verlagslektor) und Zensur (seiner Jazz-Projekte) schuf er sich im Laufe der Jahre eine Nische als Freiberufler und wurde der "Jazz-Papst" der DDR. Der in Hamburg geborene Sellhorn wurde Manager und Ansager von Jazzgruppen und hielt Vorträge, organisierte neben dem Jazz auch Veranstaltungen mit Liedern, Blues und Literatur.

Bis zuletzt gab er CDs heraus und seit 1997 gab es knapp 300 Bühnenprogramme seiner neuen Reihe "Jazz Lyrik Prosa"..

Seinen letzten Auftritt als Moderator hatte Sellhorn im Februar 2009 in der Komischen Oper in Berlin.

Josh Sellhorn...

 
...der meiner Vater war, hatte eine Krankheit ohne Diagnose, bei der die Muskeln sich zerstörten. Wir haben alles versucht, Krankenhäuser, verschiedene Ärzte, traditionelle chinesische Medizin, Wunderheiler, Bioresonanz, massenhaft schulmedizinische Untersuchungen, zum Schluß war noch die Hoffnung, daß die führende Neurologin des jüdischen Krankenhauses ein spezielles (auch teures) Medikament versucht. Die Barmer Ersatzkasse hat es nicht genehmigt, es sollte erst was Einfacheres probiert werden. Entweder war der Fortschritt der Krankheit zu rapide und es war einfach zu spät oder diese Unterlassung hat die letzte Chance verspielt. Man weiß es nicht. Er mußte auf die Intensivstation am 3. April, und dort ist er heute gestorben. Es ist der 17.Mai 2009.
 

Er hatte vor, seine Autobiografie zu schreiben, und die Bühnenprogramme waren in Arbeit und seine Sammlung war immer auch in Arbeit und bis zuletzt kamen noch 2001-Päckchen mit CDs u.a.

Ein Menschenleben ist wirklich kurz und wenn ihr mich fragt: immer viel zu kurz.
 
Ich wollt nur, daß Ihr wißt. Was jetzt weitergeht, weiß ich noch nicht, wir haben noch gar nichts organisiert. Beerdigungen waren dem Josh auch egal, nur für die Hinterbliebenen wichtig. Trotzdem wird aber hier der Termin der Beerdigung bekanntgegeben werden.
Stoßt auf ihn an und hört 'ne Jazzplatte dazu.
 
Karsten Troyke, am 17.Mai 2009

PS: Sein Buch über "Jazz-Lyrik-Prosa" hatte er im Herbst noch im Eigenverlag veröffentlichen können.  Sein größter Wunsch der letzten Monate war: die Leute sollen es haben können, darum besteht jetzt auch hier die Möglichkeit, dieses Buch zu bestellen, das hätte ihn gefreut. Klicken Sie zur Bestellung auf das Buch (14,90 Euro)